Recovery Scams nach Krypto-Betrug – Die zweite Täuschungswelle

Verfasst von
Max Hortmann
03 Nov 2025
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Recovery Scams nach Krypto-Betrug – Die zweite Täuschungswelle

Wenn Opfer ein zweites Mal betrogen werden

Nach einem Krypto-Betrug glauben viele Geschädigte, es könne nicht schlimmer kommen – bis sie plötzlich Post von angeblichen „Ermittlern“ oder „Task Forces“ erhalten. Diese schreiben im Namen der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) oder einer „Crypto Task Force“ und versprechen, verlorene Bitcoins bald auszuzahlen.
Dafür soll nur noch eine „Gas Fee“ oder „Freigabegebühr“ überwiesen werden. Der Ton ist freundlich, offiziell, manchmal sogar mit Siegeln und Unterschriften. Doch wer zahlt, verliert erneut – denn Recovery Scams sind organisierte Nachfolgebetrügereien, die gezielt an bestehende Krypto-Schäden anknüpfen.

Wie Recovery Scams funktionieren

Die Täter wissen genau, wen sie ansprechen.
Sie nutzen Daten aus früheren Betrugsfällen, aus Hacks oder aus Opferforen. Ihr Ziel: das letzte Vertrauen und die letzte Hoffnung der Betroffenen auszuschöpfen.
Typisch sind gefälschte Schreiben von angeblichen Ermittlern oder Anwälten, E-Mails mit behördlichen Logos oder Webseiten, die täuschend echt aussehen. Häufig heißt es, die Auszahlung sei „blockiert“, bis bestimmte Netzwerkgebühren bezahlt seien.
Doch diese Zahlungen fließen nicht in den „Freigabeprozess“ – sie landen direkt in Wallets der Täter.

Juristische Einordnung: § 263 StGB und § 132a StGB

Rechtlich ist der Recovery Scam ein vollendeter Betrug nach § 263 StGB. Die Täter handeln mit Täuschungsabsicht und verschaffen sich Vermögensvorteile durch Vortäuschen nicht existenter Rückzahlungen.
Oft kommt eine Amtsanmaßung (§ 132a StGB) hinzu, weil Logos, Siegel oder Behördenbezeichnungen unbefugt verwendet werden. Besonders gefährlich sind dabei grenzüberschreitende Fälle, in denen Domains im Ausland registriert und Zahlungen in Kryptowährungen verschleiert werden.

Zweite Betrugswelle nach Krypto-Verlusten, falsche Ermittler, angebliche Rückzahlung
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Digitale Spuren und Forensik

Auch wenn Täter technisch versiert sind – Spuren bleiben.
Jede Wallet-Transaktion, jede IP-Adresse und jedes Domain-Hosting erzeugt Datenpunkte.
Mit Blockchain-Analysetools wie GraphSense oder Chainalysis lassen sich Zahlungsströme rekonstruieren und Empfängercluster identifizieren.
Solche forensischen Daten bilden die Grundlage für zivilrechtliche Regressansprüche gegen Banken oder Zahlungsdienstleister, wenn deren Prüfpflichten verletzt wurden.

Psychologie der zweiten Täuschung

Recovery Scams funktionieren, weil sie Vertrauen vorgaukeln.
Die Täter wirken empathisch, kennen den Fall und „zeigen Verständnis“. Sie spielen mit der Mischung aus Scham und Hoffnung.
Oft nutzen sie KI-generierte Profile, Deepfake-Stimmen oder realistisch wirkende Videoanrufe, um Seriosität zu erzeugen.
Die emotionale Bindung ist so stark, dass viele Opfer trotz Skepsis zahlen – überzeugt, „diesmal sei alles offiziell“.

Technische Methoden der Verschleierung

  • Nutzung von Mixern und anonymen Wallets, um Transaktionen zu verschleiern
  • Einsatz von VPNs und Proxy-Servern, um IP-Spuren zu verwischen
  • Mehrstufige Zahlungswege über Banken, Payment-Dienstleister und dezentrale Exchanges
  • Deepfake-Kommunikation zur Identitätsverschleierung

Diese Verfahren machen Recovery Scams zu einer neuen Stufe organisierter Cyberkriminalität, in der juristische, psychologische und technische Täuschung Hand in Hand gehen.

Prävention und Handlungsempfehlungen

  • Keine Zahlungen an angebliche Behörden oder Ermittler leisten
  • E-Mail-Header sichern, Domains überprüfen, Kommunikation archivieren
  • Strafanzeige erstatten, idealerweise mit Hinweis auf die erste Betrugsphase
  • Bank kontaktieren und prüfen, ob Prüfpflichten verletzt wurden
  • Frühzeitig anwaltliche Beratung einholen, bevor weitere Gelder verloren gehen

Wer früh reagiert, kann Spuren sichern und Täterstrukturen identifizieren – insbesondere, wenn Daten bereits aus der ersten Betrugsphase vorhanden sind.

Forensische Kooperation und internationale Ermittlungen

Recovery Scams überschreiten regelmäßig Landesgrenzen.
Ermittlungen müssen daher koordiniert zwischen FIU, Europol, Interpol und nationalen Staatsanwaltschaften erfolgen.
Technische Unterstützung liefern Analyseplattformen, die Wallet-Adressen, Transaktionsvolumen und Cross-Chain-Beziehungen abbilden können.
Je schneller diese Daten gesichert werden, desto höher ist die Chance, Assets zu blockieren oder Rückflüsse festzustellen.

Zweite Betrugswelle nach Krypto-Verlusten, falsche Ermittler, angebliche Rückzahlung
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Fazit: Die zweite Welle stoppen, bevor sie greift

Recovery Scams sind nicht nur ein weiteres Kapitel im Krypto-Betrug, sondern ein Spiegel digitaler Verwundbarkeit.
Die Täter nutzen dieselben Mittel, mit denen Opfer zuvor angelockt wurden – nur diesmal im Namen der Hilfe.
Juristisch handelt es sich um fortgesetzte Täuschungshandlungen mit erheblichem Schadenspotenzial.
Nur durch Aufklärung, forensische Transparenz und rechtliche Reaktionsgeschwindigkeit lässt sich diese zweite Täuschungswelle eindämmen.

Handeln Sie sofort

Wenn Sie bereits Opfer eines Krypto-Betrugs sind und nun von angeblichen Ermittlern kontaktiert werden,
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Max Hortmann
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