(Online-)Casino: Trotz Selbstsperre weitergespielt – kann man das Geld zurückbekommen?
Verfasst von
Max Hortmann
19 Nov 2025
•
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Illegales Online-Casino: Kann ich mein verlorenes Geld zurückholen?
„Ich habe verloren. Aber jetzt erfahre ich, dass die Plattform gar keine deutsche Lizenz hatte. War das dann überhaupt legal?“
Viele Anbieter – wenige Lizenzen: Warum das meiste Glücksspiel in Deutschland verboten ist
Deutschland erlaubt seit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 bestimmte Formen von Online-Glücksspiel – aber nur mit expliziter Erlaubnis. Und diese Erlaubnis ist nicht automatisch gegeben, nur weil ein Anbieter irgendwo in Europa registriert ist.
Das bedeutet konkret:
Eine maltesische Lizenz genügt nicht.
Ein „.com“-Anbieter mit Sitz in Gibraltar ist nicht legal, nur weil er in der EU sitzt.
Auch eine App im App-Store bedeutet nicht, dass das Angebot erlaubt ist.
Rechtsgrundlage: § 4 GlüStV – öffentliches Glücksspiel ohne Erlaubnis ist verboten und nichtig. Ein Anbieter ohne deutsche Lizenz darf keine Spieleinsätze annehmen. Tut er es doch, ist der gesamte Vertrag zivilrechtlich nichtig (§ 134 BGB).
Und das heißt: Sie können Ihre verlorenen Einsätze grundsätzlich zurückfordern.
Warum „ich wusste doch, dass es riskant ist“ keine Rolle spielt
Viele Mandanten zögern: „Aber ich habe doch freiwillig gespielt“. Oder: „Ich wusste ja, dass es ein Anbieter aus dem Ausland war.“
Aber: Die Schutzvorschriften des GlüStV dienen nicht dem Anbieter – sondern Ihnen. Selbst wenn Sie wussten, dass der Anbieter irgendwo auf Zypern sitzt – der Staat schützt Sie trotzdem. Denn Glücksspielrecht ist Gefahrenabwehrrecht: Es geht um Spielsuchtprävention, Transparenz, Kontrolle. Und die darf nicht durch grenzüberschreitende Werbestrategien umgangen werden.
Wenn der Anbieter keine gültige Lizenz für Deutschland hat, ist Ihr Spielvertrag von Anfang an nichtig. Sie schulden ihm nichts – und haben das Recht, bereits gezahlte Einsätze zurückzufordern.
Voraussetzungen für eine Rückforderung
Ob Rückzahlung möglich ist, hängt von vier zentralen Punkten ab:
Der Anbieter hatte keine gültige deutsche Lizenz – Gekoppelt mit aktiver Werbung, Zugangsöffnung und Spielangebot für deutsche Nutzer.
Sie haben im relevanten Zeitraum Einsätze geleistet – z. B. über Kreditkarte, PayPal, Klarna, Kryptowährung oder andere Transferwege.
Der Anbieter ist identifizierbar – durch Impressum, Registrierungsnummer, Bankverbindung, Domain oder Zahlungsdienstleister.
Die Verjährung ist noch nicht eingetreten – in der Regel: drei Jahre ab Ende des Jahres, in dem Sie vom Fehlen der Erlaubnis erfahren haben.
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Wie Rückforderung in der Praxis funktioniert
Es gibt zwei Wege:
Außergerichtlich: Aufforderung zur Rückzahlung direkt an den Anbieter oder über den Zahlungsdienstleister (je nach vertraglicher Einbindung).
Gerichtlich: Klage auf Rückzahlung unter Berufung auf § 134 BGB, verbunden mit Nachweis der Nichtzulassung des Anbieters.
Besonders wirksam wird die Strategie, wenn man zusätzlich die:
Verstöße gegen das Sozialkonzept,
Umgehung der OASIS-Sperre,
oder die fehlende Prüfungspflicht beim Onboarding darlegen kann.
Diese Argumente verschärfen die Haftungsposition – und öffnen manchmal sogar die Tür zur Erweiterung der Anspruchsgegner: etwa auf Plattformen, Payment-Provider oder Bankdienstleister, die trotz Verdachtslage Zahlungen weiterleiteten.
Was Sie konkret vorbereiten sollten
Kontoauszüge mit Spielzahlungen (Betrag, Datum, Empfänger)
Screenshots der Anbieterwebsite oder App
E-Mails / Chatverläufe mit dem Support
Zahlungswege (welche Methode wurde genutzt?)
Idealerweise: Werbemaßnahmen (Banner, Mailings, App-Hinweise), um den Deutschland-Bezug zu belegen
Ich übernehme die rechtliche Bewertung und die strategische Aufbereitung – und kümmere mich um die Durchsetzung, wenn die Erfolgsaussichten gegeben sind.
Weiterführende Artikel zu Online-Casino, Glücksspiel und Kontosperren
Diese Beiträge vertiefen typische Risikolagen – rechtlich, psychologisch und strategisch. Sie richten sich an Betroffene, die Klarheit brauchen, bevor ihre digitale Spur zum juristischen Problem wird:
Viele Fragen entstehen nicht beim Spielen – sondern danach. Wenn das Geld weg ist, das Konto blockiert, und plötzlich alles falsch aussieht. Diese Antworten sind für genau diesen Moment.
Ist ein Anbieter mit EU-Lizenz automatisch legal in Deutschland?
Nein. Eine Lizenz aus Malta, Curaçao oder Gibraltar ersetzt nicht die deutsche Erlaubnis. Online-Casino-Angebote sind in Deutschland nur dann legal, wenn sie von der GGL oder einer Landesbehörde konkret genehmigt wurden.
Was bedeutet „Verstoß gegen § 4 GlüStV“?
§ 4 GlüStV stellt klar: Öffentliches Glücksspiel darf nur mit behördlicher Erlaubnis betrieben werden. Fehlt diese, ist das Angebot verboten – und alle Spielverträge sind zivilrechtlich nichtig (§ 134 BGB).
Kann ich auch bei freiwilliger Teilnahme Geld zurückverlangen?
Ja. Die Schutzvorschriften des Glücksspielstaatsvertrags dienen dem Schutz des Spielers. Selbst wenn Sie wussten, dass das Angebot „nicht ganz offiziell“ war, besteht ein Rückforderungsanspruch, wenn die Plattform keine gültige Lizenz hatte.
Gibt es eine Verjährungsfrist?
In der Regel drei Jahre ab Ende des Jahres, in dem Sie von der fehlenden Erlaubnis erfahren haben. Je früher dokumentiert und geltend gemacht wird, desto besser.
Muss ich direkt klagen?
Nicht zwingend. Viele Rückforderungen lassen sich außergerichtlich oder über Zahlungsdienstleister vorbereiten – insbesondere wenn Verstöße strukturell dokumentiert sind.
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Max Hortmann
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