Love Scam: LinkedIn als neue Falle – Wenn Business zu Nähe wird
Verfasst von
Max Hortmann
02 Nov 2025
•
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Love Scam über LinkedIn – Neue Betrugsmaschen im Business-Umfeld
Wenn Karriereplattformen zur Falle werden – wie Täter berufliche Netzwerke ausnutzen.
Business oder Beziehung? Wenn Vertrauen im Netzwerk missbraucht wird
LinkedIn steht eigentlich für Karriere, Fachwissen und berufliche Kontakte – doch 2025 wird die Plattform zunehmend von Betrügern genutzt, die berufliche Nähe mit emotionaler Manipulation verknüpfen. Diese neue Form des Love Scam – auch Business Romance Fraud genannt – trifft Menschen, die über ihre Arbeit erreichbar sind: Selbstständige, Unternehmerinnen, Berater oder Führungskräfte.
Täter geben sich als Investor, Projektpartner oder Berater aus, schreiben freundlich und professionell, loben das Profil, gratulieren zu Erfolgen – und beginnen eine Unterhaltung, die sich langsam in Richtung Privates verschiebt. Was wie Networking aussieht, wird zur perfiden Täuschung: Emotionale Bindung als Tarnung für Betrug.
Wie Täter auf LinkedIn Vertrauen erzeugen
Die Täter nutzen dieselben Mechanismen wie im klassischen Love Scam, doch sie setzen sie in einem glaubwürdigeren Umfeld ein:
Professionelle Tarnung: Die Profile wirken makellos – mit echten Unternehmensnamen, Logos, internationalen Referenzen. Oft sind sogar Mitarbeitende dieser Firmen als „gemeinsame Kontakte“ gelistet.
Fachliche Gespräche als Einstieg: Täter beginnen mit Themen wie „Digitalisierung“, „Investment“, „Karrierechancen“. Diese sachliche Ebene dient als psychologischer Schutzschirm – niemand erwartet dahinter einen Betrug.
Übergang in persönliche Nähe: Nach wenigen Tagen tauchen Sätze auf wie „Ich schätze deine Werte“ oder „Ich fühle mich dir verbunden“. Die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen.
Verlagerung der Kommunikation: Früher oder später schlagen die Täter den Wechsel zu WhatsApp, Signal oder Telegram vor – unter dem Vorwand, „effizienter kommunizieren“ zu wollen. Dort beginnt die emotionale Manipulation.
Psychologische Manipulation – die Logik der Anerkennung
Viele Opfer beschreiben, dass sie sich zunächst „gesehen“ und „verstanden“ fühlten. Täter nutzen das gezielt aus:
Sympathie und Reziprozität: Kleine Komplimente („Deine Arbeit inspiriert mich“) erzeugen Verpflichtungsgefühle.
Knappheit: Zeitdruck („Ich bin bald auf Dienstreise, danach können wir uns sehen“) soll Nähe verstärken.
Gemeinsamkeit: Durch geteilte berufliche Themen entsteht Vertrautheit – der Täter spiegelt Meinungen und Werte.
Die emotionale Verbindung entsteht schleichend – und wirkt rational. Wer auf LinkedIn angesprochen wird, rechnet nicht mit Liebesbetrug.
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Neue Tätergruppen und digitale Werkzeuge
2025 agieren Täter zunehmend als Teams mit unterschiedlichen Rollen:
Eine Person erstellt und pflegt das LinkedIn-Profil,
eine andere übernimmt die Kommunikation über Chat und Sprachnachrichten,
ein Dritter wickelt Zahlungen oder Investments ab.
KI-Systeme wie Chatbots oder Text-Co-Generatoren verfassen personalisierte Nachrichten, analysieren das Opferprofil und passen den Stil automatisch an. Deepfake-Bilder und Voice-Cloning machen es möglich, dass sogar Videocalls „echt“ wirken.
Damit verschwimmt die Grenze zwischen beruflicher Realität und digitaler Simulation vollständig.
Wenn das Business zum Betrug wird
Viele Täter geben sich als Investor, Consultant oder Auslandsprojektleiter aus. Nach Wochen des Vertrauensaufbaus folgt dann die erste Bitte:
ein angeblich gescheiterter Deal,
ein blockiertes Konto,
eine kurzfristige „Investitionschance“.
Oft geht es zunächst nur um kleine Beträge – 500 €, 1.000 € – doch danach folgen größere Summen. Der Täter nutzt Schuldgefühle („Du bist die Einzige, der ich vertraue“) – bis das Opfer glaubt, helfen zu müssen.
Der gesamte Ablauf erfüllt juristisch den Tatbestand des Betrugs (§ 263 StGB). Das Opfer wird durch Täuschung zur Zahlung veranlasst, und der Schaden tritt bereits mit der Überweisung ein.
Warum LinkedIn besonders gefährlich ist
LinkedIn gilt als seriös, was den Tätern einen enormen Vertrauensvorsprung verschafft. Die Plattform prüft keine Identitäten, wenn Profile professionell aussehen. Zudem erlauben Premium-Konten umfangreiche Direktnachrichten – ein ideales Einfallstor.
Besonders gefährdet sind:
Führungskräfte und Unternehmerinnen mit öffentlichen Profilen,
Coaches, Berater und Freiberufler,
Menschen in beruflichen Umbruchsituationen, die nach neuen Chancen suchen.
Die Täter wissen: Auf LinkedIn sind Menschen offen, höflich und neugierig – eine perfekte Mischung für emotionalen Betrug.
Rechtliche Bewertung und Beweissicherung
Betroffene sollten wissen: Selbst wenn der Täter anonym bleibt, können digitale Spuren nachverfolgt werden. IP-Adressen, Zahlungswege und Chat-Verläufe sind verwertbare Beweise.
Neben § 263 StGB (Betrug) kommen auch § 261 StGB (Geldwäsche) und § 76a StGB (erweiterte Einziehung) in Betracht, wenn Geld weitergeleitet oder in Kryptowährungen verschoben wird. Plattformen wie LinkedIn haben nach DSGVO und Telemedienrecht eine Pflicht, Daten zur Strafverfolgung zu sichern.
Wie Sie sich schützen und reagieren können
Zahlen Sie nie Geld an Online-Bekanntschaften – egal wie vertrauenswürdig sie wirken.
Sichern Sie alle Nachrichten und Überweisungsbelege. Screenshots und E-Mails sind entscheidend für die Strafverfolgung.
Blockieren Sie den Kontakt und melden Sie das Profil an LinkedIn.
Sprechen Sie mit einer beratenden Stelle oder Anwältin / Anwalt, bevor Sie weiteren Schaden nehmen.
Scham und Schweigen helfen nur den Tätern. Viele Fälle können aufgeklärt werden, wenn Betroffene schnell handeln und rechtliche Schritte einleiten.
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Fazit: Emotion als Waffe im Karrierenetzwerk
Der Love Scam über LinkedIn ist eine neue Form digitaler Täuschung – professionell, technisch und emotional perfektioniert. Er nutzt das Vertrauen in Business-Beziehungen und die Seriosität von Karrierenetzwerken, um Menschen gezielt auszunutzen.
Wer betroffen ist, hat Rechte. Mit forensischer Beweissicherung und rechtlicher Begleitung lassen sich Vermögensschäden nachverfolgen und Rückforderungen prüfen. Wichtig ist nur: Nicht abwarten – handeln.
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