Love Scam und Plattformhaftung – Verantwortung sozialer Netzwerke
Verfasst von
Max Hortmann
29 Oct 2025
•
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Love Scam und psychologische Manipulation – Zwischen Einwilligung und Täuschung
Meta-Description: Love Scam und psychologische Manipulation – Rechtsanwalt Max N. M. Hortmann erklärt, wann Täuschung beginnt und Einwilligung endet.
Einleitung: Wenn Emotionen zur juristischen Waffe werden
Psychologische Manipulation ist das unsichtbare Herzstück vieler Love-Scam-Fälle. Täter bauen intensive emotionale Beziehungen auf, um ihre Opfer systematisch zu kontrollieren. Unter dem Deckmantel von Zuneigung, Vertrauen und Mitgefühl führen sie Betroffene schrittweise in Abhängigkeit – emotional, finanziell und digital.
Rechtsanwalt Max N. M. Hortmann beschreibt in seinen Aufsätzen (AnwZert ITR 19/2025 und „Love Scam und Datenmissbrauch – Wenn Täter intime Informationen verwerten“ 2025), dass diese Form der Täuschung juristisch nicht als Einverständnis, sondern als Fremdbestimmung über den Willen des Opfers zu bewerten ist. Die Betroffenen handeln zwar äußerlich freiwillig – tatsächlich aber unter psychischem Zwang.
Rechtlicher Rahmen: Täuschung, Willensmängel und Datenkontrolle
§ 263 StGB (Betrug) und § 123 BGB (Willensmangel)
Die manipulative Herbeiführung einer Vermögensverfügung erfüllt den Betrugstatbestand nach § 263 StGB. Auf zivilrechtlicher Ebene kann eine auf Täuschung beruhende Handlung nach § 123 BGB angefochten werden, da der freie Wille des Opfers durch arglistige Täuschung oder widerrechtliche Drohung ersetzt wird.
§ 138 BGB (Sittenwidrigkeit)
Selbst wenn ein Vertrag oder Darlehen formal abgeschlossen wurde, ist er wegen der psychischen Ausbeutung regelmäßig sittenwidrig und nichtig.
Art. 82 DSGVO (Kontrollverlust)
Wenn Täter über emotionale Bindung persönliche Daten, Fotos oder Videos erhalten, liegt zusätzlich ein datenschutzrechtlicher Schaden vor. Wie Hortmann (AnwZert ITR 19/2025) erläutert, kann der Verlust der Kontrolle über intime Daten „eine doppelte Viktimisierung bedeuten – emotional und informationell“.
Love Scam und digitale Täuschung – Anwalt erklärt, wie Opfer emotionaler Betrugsfälle ihre Rechte sichern.
Psychologische Mechanismen der Täuschung
Love-Scam-Täter bedienen sich gezielter psychologischer Strategien:
Love Bombing: Übermäßige Zuwendung, Komplimente, Zukunftsversprechen.
Isolation: Täter drängen das Opfer, Familie und Freunde zu meiden.
Emotional Blackmail: Schuldgefühle und Mitleid werden als Hebel eingesetzt.
Fake-Notfälle: Krankheit, Unfall, Krieg oder Verhaftung als Vorwand für Überweisungen.
Diese Techniken schaffen Abhängigkeit und verringern die Fähigkeit, kritisch zu reflektieren. Wie Hortmann betont, täuschen Täter „nicht über Tatsachen, sondern über Gefühle – und damit über die Realität selbst“.
Juristische Bewertung: Keine Einwilligung unter Manipulation
Eine Einwilligung ist nur wirksam, wenn sie frei, informiert und unbeeinflusst erteilt wird. Emotionale oder psychische Manipulation zerstört diese Freiheit.
Zivilrechtlich ist eine durch Täuschung erzwungene Handlung nach § 123 BGB anfechtbar.
Strafrechtlich liegt Betrug (§ 263 StGB) oder Nötigung (§ 240 StGB) vor, wenn Druck oder Drohung angewendet werden.
Datenschutzrechtlich ist jede Verarbeitung ohne echte Einwilligung unzulässig (Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO).
Hortmann fasst diese Lage so:
„Einwilligung endet dort, wo emotionale Manipulation beginnt. Der Wille des Opfers ist nicht autonom, sondern konstruiert durch Täuschung.“
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Beweisführung und forensische Aufarbeitung
Der Nachweis psychologischer Manipulation ist anspruchsvoll, aber möglich. Wichtige Beweismittel:
Chat-Verläufe und Kommunikationsmuster (Verlust der Selbstständigkeit, emotionale Abhängigkeit).
Überweisungen, Zeitpunkte, wiederkehrende Bitten um Hilfe.
Aussagen über emotionale Drohungen („wenn du mich liebst, hilf mir“).
Gutachten oder Stellungnahmen von Psychologen, die den Zwangscharakter belegen.
Hortmann empfiehlt eine „forensisch-psychologische Parallelstrategie“: Juristen werten den Kommunikationsverlauf aus, Psychologen dokumentieren emotionale Beeinflussung. Diese Kombination schafft Beweiswert im Straf- und Zivilverfahren.
Rechtliche Folgen und Haftung
1. Schadensersatz nach Art. 82 DSGVO und § 823 BGB
Opfer haben Anspruch auf Ersatz des finanziellen Verlusts und des seelischen Schadens. Auch die Preisgabe persönlicher Daten infolge Täuschung begründet eine Haftung des Täters.
2. Anfechtung und Rückabwicklung (§§ 123, 812 BGB)
Überweisungen oder Verträge können wegen arglistiger Täuschung angefochten werden. Empfänger sind zur Herausgabe des Erlangten verpflichtet.
3. Strafrechtliche Konsequenzen für Täter (§ 263, 240 StGB)
Manipulative Liebesversprechen, die zu Vermögensverfügungen führen, sind Betrug; bei psychischem Druck kommt Nötigung hinzu.
4. Mitverantwortung von Plattformen
Unterlassen Dating-Dienste oder soziale Netzwerke zumutbare Sicherheitsmaßnahmen, kann ihre Haftung aus Art. 32 DSGVO und § 823 BGB analog folgen.
Psychologische Unterstützung: Antrag auf psychosoziale Prozessbegleitung (§ 406 g StPO).
„Nur wer Manipulation sichtbar macht, kann sie juristisch brechen.“ — Rechtsanwalt Max N. M. Hortmann
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Kostenlose anwaltliche Erstberatung
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