Internationale Expansion von KI-Start-ups: Rechtliche Fallstricke und Chancen

Verfasst von
Max Hortmann
07 Jul 2025
Lesezeit:
10
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Internationale Expansion von KI-Start-ups: Rechtliche Fallstricke und Chancen

Internationale Expansion KI-Start-Ups
Internationale Expansion KI-Start-Ups

Einleitung

Für KI-Start-ups, die international expandieren möchten, eröffnen sich neue Märkte und innovativer Wettbewerb. Doch der Eintritt in internationale Märkte ist mit einer Vielzahl von rechtlichen Herausforderungen verbunden. Besonders in der Künstlichen Intelligenz, wo Produkte teils automatisierte Entscheidungen treffen oder komplexe Datenverarbeitung erfordern, gibt es zahlreiche rechtliche Vorgaben. Wer haftet, wenn KI-Systeme Fehler machen, oder wenn durch eine Fehlentscheidung Schäden entstehen? Welche Compliance-Vorgaben müssen eingehalten werden, damit das Unternehmen nicht in rechtliche Schwierigkeiten gerät? Wie können KI-Start-ups sicherstellen, dass ihre Produkte rechtssicher sind?

In diesem Artikel beleuchten wir die rechtlichen Anforderungen für die internationale Expansion eines KI-Start-ups und die Chancen und Risiken, die sich durch die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und großen Unternehmen bieten.

Rechtliche Anforderungen und Herausforderungen

Zoll- und Exportkontrollrecht

Ein zentraler Aspekt der internationalen Expansion von KI-Start-ups ist die Einhaltung der Zoll- und Exportbestimmungen der jeweiligen Länder. Jedes Land hat seine eigenen Zollvorschriften, die beachtet werden müssen, insbesondere bei der Einfuhr von KI-Produkten. Dies betrifft nicht nur die Klassifizierung der Produkte und die Zollwertvorschriften, sondern auch die Einhaltung von Exportkontrollbestimmungen.

Für KI-Produkte, die potenziell als Dual-Use-Technologie (also sowohl für zivile als auch militärische Zwecke) klassifiziert werden, gelten besonders strenge Exportvorschriften. Die EU-Dual-Use-Verordnung ist in diesem Zusammenhang besonders relevant, da sie die Einfuhr von Produkten einschränken kann, wenn diese in militärischen Anwendungen verwendet werden könnten. KI-Start-ups, die in den internationalen Markt eintreten möchten, müssen sicherstellen, dass sie keine Exportkontrollen verletzen, was zusätzliche rechtliche und administrative Hürden aufwirft.

Ein weiteres relevantes Thema ist die Zertifizierung und Sicherheitsprüfung von KI-Produkten. Das SAFE Framework und der AEO-Status (Authorized Economic Operator) bieten Möglichkeiten, die Zollabwicklung zu erleichtern, erfordern jedoch umfangreiche Dokumentation und Compliance. KI-Start-ups sollten sich frühzeitig über die spezifischen Anforderungen für den Export in verschiedene Märkte informieren und sicherstellen, dass ihre Produkte den jeweiligen zollrechtlichen Vorschriften entsprechen.

Produktsicherheits- und Marktüberwachungsrecht

Für KI-Produkte, die automatisierte Entscheidungen treffen oder personalisierte Dienste bieten, gelten spezifische Produktsicherheitsanforderungen in den jeweiligen Zielmärkten. In der EU regelt die Marktüberwachungsverordnung (VO Nr. 2019/1020) die Anforderungen an Produktinformationen und die Konformitätserklärung.

Besondere Anforderungen gelten für Hochrisiko-Systeme, wie sie im AI Act der EU definiert werden. Diese müssen regelmäßig auf Sicherheitslücken überprüft und zertifiziert werden, um die Produktsicherheitsanforderungen zu erfüllen. AI-Start-ups müssen sicherstellen, dass ihre KI-Produkte in allen Zielmärkten den lokalen Sicherheitsstandards entsprechen.

Die Produktsicherheitsanforderungen sind von entscheidender Bedeutung, insbesondere für KI-Start-ups, die in kritischen Bereichen wie Medizin, Autonomes Fahren oder Finanzdienstleistungen tätig sind. In diesen Bereichen könnten Fehler in den KI-Systemen schwerwiegende Folgen für die Gesundheit oder Sicherheit der Nutzer haben. Daher ist es unerlässlich, dass Start-ups ihre Produkte regelmäßig testen und zertifizieren lassen, um die Kompatibilität mit internationalen Sicherheitsstandards sicherzustellen.

Datenschutz und IT-Sicherheit

Ein weiteres zentrales Thema für KI-Start-ups bei der internationalen Expansion ist die Datenschutzgesetzgebung in den Zielmärkten. Besonders im Bereich der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Europa müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre KI-Produkte die Datenschutzvorgaben einhalten, wenn sie personenbezogene Daten verarbeiten. Dies betrifft insbesondere die Anforderungen an Transparenz, Rechtmäßigkeit und Sicherheit der Datenverarbeitung.

In Ländern wie China oder den USA gelten zusätzlich spezifische Datenschutzbestimmungen, die sich stark von der DSGVO unterscheiden können. KI-Start-ups müssen sicherstellen, dass sie lokale Vorschriften zur Datenspeicherung und Schutz von Geschäftsgeheimnissen beachten, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

Zusätzlich müssen Start-ups in Bezug auf IT-Sicherheit sicherstellen, dass ihre KI-Systeme vor Cyberangriffen geschützt sind. Verschlüsselung, Zugriffskontrollen und regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen sind essentielle Maßnahmen, um die Integrität und Vertraulichkeit der verarbeiteten Daten zu gewährleisten.

Strategische Überlegungen für die Expansion

Kooperationen und Partnerschaften

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die internationale Expansion von KI-Start-ups ist die Kooperation mit lokalen Unternehmen oder internationale Partnern. Diese Partnerschaften bieten den Zugang zu neuen Märkten, lokalem Know-how und bestehenden Netzwerken. Eine Zusammenarbeit mit großen Unternehmen kann Ressourcen und Marktzugang bieten, jedoch bergen solche Partnerschaften auch das Risiko von Abhängigkeiten.

Gründer sollten bei der Auswahl von Partnern und Investoren besonders vorsichtig sein und vertraglich festlegen, wie die Gewinnverteilung, Governance und Exit-Strategien aussehen sollen. Vertraulichkeitsvereinbarungen (NDAs) und klare Regelungen zur Nutzung von geistigem Eigentum sind ebenfalls essenziell.

Technologische Anpassung

Ein weiteres strategisches Thema ist die technologische Anpassung. KI-Start-ups müssen sicherstellen, dass ihre Produkte nicht nur den technischen Anforderungen der jeweiligen Zielmärkte entsprechen, sondern auch an die lokalen Marktbedürfnisse angepasst werden. Dies erfordert die Zusammenarbeit mit IT-Dienstleistern und die Entwicklung flexibler technologischer Lösungen, die auf unterschiedliche Regulierungen und Marktanforderungen reagieren können.

Chancen und Risiken der internationalen Expansion

Chancen

  • Zugang zu neuen Märkten und Kunden: Die Expansion in internationale Märkte eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten und Zugang zu einer breiten Kundengruppe.
  • Nutzung von Förderprogrammen und internationalen Standards zur Förderung von Innovationen: Durch die Teilnahme an internationalen Förderprogrammen und die Umsetzung globaler Regulierungen können Start-ups ihre Marktstellung stärken.
  • Vertrauen aufbauen: Transparente und ethische Geschäftspraktiken schaffen Vertrauen bei internen und externen Partnern sowie den Kunden.

Risiken

  • Unterschiedliche rechtliche Anforderungen: Jede Region hat ihre eigenen gesetzlichen Vorgaben, die für ein Start-up schwer zu bewältigen sein können.
  • Hohe Compliance-Kosten: Die Einhaltung lokaler Vorschriften und die Anpassung an unterschiedliche Rechtssysteme können hohe Kosten verursachen.
  • Abhängigkeit von großen Partnern: Kooperationen mit großen Unternehmen bieten Chancen, bergen aber auch Risiken hinsichtlich Marktposition und Unabhängigkeit.

Schlussfolgerung und Handlungsempfehlungen

Die internationale Expansion eines KI-Start-ups bietet enorme Chancen, jedoch auch viele juristische und strategische Hürden. Gründer sollten sich frühzeitig mit den lokalen rechtlichen Anforderungen auseinandersetzen und die richtigen Partnerschaften und Versicherungen wählen, um Haftungsrisiken und Compliance-Probleme zu minimieren. Eine frühzeitige Compliance-Planung, ein robustes Compliance-Management-System und klare vertragliche Regelungen sind die Grundlage für den Erfolg im internationalen Geschäft.

Wenn Sie sich auf die internationale Expansion vorbereiten und sicherstellen möchten, dass Ihr KI-Start-up die rechtlichen Anforderungen in verschiedenen Märkten erfüllt, zögern Sie nicht, ein kostenloses Beratungsgespräch zu vereinbaren.

Kontakt: 0160 9955 5525

Häufige Fragen (FAQs)

1. Welche rechtlichen Herausforderungen gibt es bei der internationalen Expansion von KI-Start-ups?
Die größten rechtlichen Herausforderungen bei der internationalen Expansion von KI-Start-ups betreffen die Einhaltung lokaler Vorschriften, insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Produktsicherheit und Zoll- und Exportkontrollen. In vielen Ländern gibt es strikte Anforderungen, wie personenbezogene Daten verarbeitet werden müssen (z. B. die DSGVO in Europa), und Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Produkte den Marktstandards entsprechen.

2. Was ist der AI Act und warum ist er für KI-Start-ups wichtig?
Der AI Act ist ein EU-Gesetz, das Regulierungen für KI-Systeme festlegt, insbesondere für Hochrisiko-KI-Systeme, die potenziell gefährliche Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt haben können. Für KI-Start-ups ist der AI Act wichtig, da er Sicherheitsanforderungen und Zertifizierungen für ihre Produkte vorschreibt und rechtliche Konsequenzen drohen, wenn diese nicht eingehalten werden.

3. Was muss ich bei der Einfuhr von KI-Produkten in andere Länder beachten?
Bei der Einfuhr von KI-Produkten in andere Länder müssen Unternehmen die jeweiligen Zoll- und Exportvorschriften beachten. Dies umfasst unter anderem die Klassifizierung der Produkte, die Zollwertvorschriften und die Einhaltung Exportkontrollbestimmungen. KI-Produkte, die in militärischen Anwendungen verwendet werden könnten, unterliegen möglicherweise strengen Exportkontrollen.

4. Welche Versicherungen sind für KI-Start-ups bei der internationalen Expansion wichtig?
KI-Start-ups sollten mindestens Produkthaftpflichtversicherung, Cyberversicherung und D&O-Versicherung abschließen. Diese Versicherungen decken Risiken ab, die durch Fehler in den KI-Produkten, Cyberangriffe und Fehlentscheidungen der Geschäftsführung entstehen können. Besonders bei der internationalen Expansion sind diese Versicherungen essenziell, um sich gegen unvorhersehbare juristische und wirtschaftliche Risiken abzusichern.

5. Wie kann ein KI-Start-up sicherstellen, dass es in internationalen Märkten DSGVO-konform ist?
Um sicherzustellen, dass ein KI-Start-up in internationalen Märkten DSGVO-konform arbeitet, muss es Transparenz in Bezug auf die Datenverarbeitung bieten und die Rechte der betroffenen Personen gewährleisten. Zudem muss das Unternehmen sicherstellen, dass alle Datenschutzmaßnahmen (wie Pseudonymisierung, Verschlüsselung und Zugriffskontrollen) ergriffen werden, um die Sicherheit der verarbeiteten Daten zu garantieren.

6. Welche steuerlichen Herausforderungen können bei der internationalen Expansion eines KI-Start-ups auftreten?
Die steuerlichen Herausforderungen umfassen Doppelbesteuerungsabkommen, die steuerliche Behandlung von internationalen Einkünften und verlustverrechnungsregelungen. KI-Start-ups müssen sicherstellen, dass sie die richtigen Steuerstrukturen wählen, um Steuerprobleme in verschiedenen Ländern zu vermeiden. Zusätzlich sollten Förderprogramme und Subventionen genutzt werden, um steuerliche Vorteile zu maximieren.

7. Welche strategischen Vorteile bietet die Partnerschaft mit großen internationalen Unternehmen?
Die Partnerschaft mit großen internationalen Unternehmen kann KI-Start-ups Zugang zu Ressourcen, Marktzugang und lokalem Know-how verschaffen. Diese Partnerschaften bieten die Möglichkeit, schneller zu wachsen und in neue Märkte einzutreten. Sie bieten jedoch auch Risiken wie Abhängigkeit von großen Partnern und mögliche Konflikte in der Governance.

8. Welche Risiken bestehen bei der Kooperation mit internationalen Partnern?
Kooperationen mit internationalen Partnern bergen das Risiko von Abhängigkeiten und unterschiedlichen Erwartungen in Bezug auf Gewinnverteilung, Marktstrategien und Compliance-Vorgaben. Verträge sollten daher sehr klar und detailliert festgelegt werden, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden.

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Max Hortmann
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