Love Scam: Psychologische Abhängigkeit und finanzielle Kontrolle

Verfasst von
Max Hortmann
02 Nov 2025
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Love Scam: Psychologische Abhängigkeit und finanzielle Kontrolle

Von Liebe zu Kontrolle – wie emotionale Bindung im Love Scam zur Falle wird.

Wenn Zuneigung zur Abhängigkeit wird

Love Scam ist kein spontaner Betrug – er ist ein Prozess, in dem Vertrauen gezielt aufgebaut und dann missbraucht wird.
Die Täterinnen und Täter wissen genau, wie sie Gefühle steuern, Nähe simulieren und Entscheidungen beeinflussen.
Im Zentrum steht nicht die Technik, sondern die psychologische Manipulation, die Opfer Schritt für Schritt in emotionale und finanzielle Abhängigkeit führt.

Viele Betroffene berichten, dass sie nicht nur Geld verloren haben, sondern auch das Vertrauen in ihre eigene Wahrnehmung.
Sie fühlten sich geliebt – und merkten zu spät, dass jede Geste Teil einer Strategie war.

Wie emotionale Kontrolle entsteht

Die Täter bauen ihre Täuschung in klaren Phasen auf:

  1. Idealisierung
    Am Anfang steht ein Gefühl von Einzigartigkeit. Der Täter macht dem Opfer das Gefühl, etwas Besonderes zu sein – „endlich verstanden zu werden“.
  2. Vertrauensbindung
    Private Details, Familiengeschichten oder Zukunftspläne erzeugen Nähe. Diese Intimität wird später als Druckmittel genutzt („Du weißt, dass ich dich brauche“).
  3. Isolation
    Opfer werden subtil dazu gebracht, Freunde oder Familie weniger einzubeziehen. Die Täter sagen Dinge wie „Niemand versteht uns“ oder „Behalte unsere Beziehung für dich“.
  4. Finanzielle Abhängigkeit
    Wenn die emotionale Kontrolle gefestigt ist, folgen Geldforderungen – angeblich für medizinische Notfälle, Geschäftsvorhaben oder gemeinsame Zukunftspläne.

Diese Mechanik – von Zuwendung zu Kontrolle – ist das Herzstück des modernen Love Scam.

Psychologische Mechanismen hinter der Manipulation

Die Täter nutzen Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie und wenden sie präzise an:

  • Foot-in-the-Door-Technik: Erst kleine Bitten, dann immer größere Forderungen.
  • Knappheit und Einzigartigkeit: Das Opfer glaubt, diese Verbindung sei einmalig und dürfe nicht gefährdet werden.
  • Gaslighting: Zweifel und Kritik des Opfers werden umgedeutet – „Du übertreibst“, „Ich dachte, du vertraust mir“.
  • Intermittierende Verstärkung: Liebe und Ablehnung wechseln sich ab – das Opfer klammert sich an jede positive Rückmeldung.

Diese Muster führen zu echter emotionaler Abhängigkeit, vergleichbar mit Suchtmechanismen.
Der Betrug ist daher nicht nur finanziell, sondern psychologisch zerstörerisch.

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Finanzielle Kontrolle: Der zweite Schritt des Betrugs

Sobald das Vertrauen vollständig etabliert ist, folgt die ökonomische Manipulation.
Täter präsentieren Dringlichkeit und Schuldgefühle als Hebel:

  • „Ich habe niemand anderen, der mir helfen kann.“
  • „Es ist nur geliehen, ich zahle es sofort zurück.“
  • „Unsere gemeinsame Zukunft hängt davon ab.“

Zahlungen erfolgen oft in Raten, über Monate oder Jahre – bis Konten leer sind oder Kredite aufgenommen werden.
Die Täter verfolgen eine klare Logik: emotionale Kontrolle führt zu finanzieller Ausbeutung.

In manchen Fällen übernehmen sie sogar Zugangsdaten, Kreditkarten oder Wallets – ein vollständiger Kontrollverlust über Geld und Privatleben.

Warum Opfer so schwer aussteigen können

Psychologische Abhängigkeit bindet stärker als rationale Überzeugung.
Viele Betroffene wissen irgendwann, dass etwas nicht stimmt – aber sie können nicht aufhören.
Das Bedürfnis nach Nähe und die Angst vor Verlust überlagern die Warnsignale.

Die Täter nutzen genau diesen Konflikt:
Sie drohen mit Rückzug, Enttäuschung oder emotionalem Bruch – und verstärken so das Gefühl von Schuld beim Opfer.

Erst im Nachhinein erkennen viele, dass sie über Wochen oder Monate gezielt emotional konditioniert wurden.

Juristische Bewertung: Täuschung als Betrug nach § 263 StGB

Auch wenn emotionale Manipulation schwer greifbar wirkt, ist sie rechtlich eindeutig:
Der Täter täuscht über seine Identität, die Beziehung und seine Absichten – und erlangt dadurch Vermögensvorteile.
Damit liegt Betrug im Sinne von § 263 StGB vor.

In Fällen, in denen das Geld über Drittkonten oder Krypto-Plattformen weitergeleitet wird, kommt Geldwäsche (§ 261 StGB) hinzu.
Gerichte erkennen zunehmend an, dass der Schaden bereits mit der Überweisung entsteht, weil das Opfer keine reale Verfügungsmacht mehr hat.

Diese juristische Klarheit hilft, Opfer zu entlasten: Wer getäuscht wird, hat nicht freiwillig gezahlt – sondern unter psychischem Zwang.

Steuerliche Folgen: Wenn Täter Liebe zur Einnahmequelle machen

Was kaum bekannt ist:
Wenn Täter Geld aus Love-Scam-Fällen systematisch einnehmen, kann dies steuerlich als Einkommen aus rechtswidrigen Geschäften gewertet werden – auch im Ausland.
Gleichzeitig müssen Opfer darauf achten, dass ihre Verluste nicht fälschlich als Schenkung gewertet werden.

Wer also größere Beträge an vermeintliche Partner überwiesen hat, sollte prüfen lassen,
ob steuerrechtliche Selbstanzeigen, Anzeige wegen Geldwäsche oder zivilrechtliche Rückforderungsansprüche möglich sind.

Prävention und Hilfe

  • Reden hilft: Scham ist der größte Schutzschirm der Täter. Wer spricht, durchbricht die Kontrolle.
  • Finanzielle Dokumentation: Kontoauszüge, Chatverläufe und Zahlungsbelege sichern Beweise.
  • Juristische und psychologische Hilfe kombinieren: Nur die Verbindung beider Perspektiven löst die Abhängigkeit wirklich.
  • Bank und Plattform informieren: Finanzinstitute können Überweisungen sperren oder Rückrufe prüfen.

Betroffene sind keine „leichtgläubigen Opfer“, sondern Menschen, die manipuliert wurden – mit System.

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Fazit: Liebe darf kein Machtinstrument werden

Love Scam zeigt, wie tief psychologische Kontrolle reichen kann.
Es geht nicht um Leichtgläubigkeit, sondern um gezielte emotionale Ausnutzung.
Wer betroffen ist, hat Anspruch auf Schutz, Wiedergutmachung und Respekt.

Jede Aufklärung hilft, das Muster zu durchbrechen – und anderen dieselbe Erfahrung zu ersparen.

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